2009 - 2019
zehn Jahre Bottropbaer.de
Wieso eigentlich Bottropbaer?
Es fing alles mit dem Internetzeitalter und den Foren an. Meine ersten tapsigen Schritte im Internet machte ich als Blau-Weißes Küken. Küken deswegen, weil ich damals der jüngste Mitarbeiter bei der TVE gewesen bin und mein Chef mich einfach Küken gerufen hat. Mittags hallte es meistens KK durch das Büro. KK, dies bedeutete Küken Kaffee. Ja, als Disponent und Speditionsleiter war ich auch Kaffeekocher und Hundesitter. Aber dazu später mehr. Blau-Weiß deswegen, weil ich Schalker durch und durch bin. So war Blau-Weißes Küken geboren und damit fing ich bei Single.de an. Irgendwann wollte ich was neues und deswegen habe ich ziemlich einfallslos einfach meine Glückszahl 5 und meinen Namen kombiniert. Als Heiko55 (so steht es auf meinen Trikots) begann meine richtgie Karriere in der virtuellen Welt des World Wide Webs. Kein Forum war vor mir sicher, überall musste ich meinen Senf dazugeben, bis mir der Name auch nicht mehr zugesagt. Ich brauchte was besseres und hatte aber keine Idee. Bis mir meine gute Freundin einen Teddybären schenkte, auf dem stand: Ich bin ein Bottrop Bär und meinte, der würde unheimlich zu mir passen. Einmal, weil ich einen Knopf im Ohr habe, ohne jedoch ein Steiffbär zu sein und auf der anderen Seite, weil ich doch so knuddlig und lieb wie ein großer, tapsiger Bär wäre. Damit war klar, Bottropbaer würde mein neues Synonym werden.
Aber ich habe den Namen nicht gewählt, weil ich mich als tapsiger Meister Petz sehe - obwohl ich mich manchmal wie ein Elefant im Porzellanladen aufführen kann, sondern weil ich mich noch immer der Stadt Bottrop sehr stark verbunden fühle. Ich habe mir damals in den Westerwald und auch heute nach Bochum die WAZ mit dem Bottroper Lokalteil nachsenden lassen bzw. heute auf dem Tablet zu lesen, um mit großem Interesse den Wandel der Stadt und das Geschehen weiter verfolgen zu können. Vom Umbau des Berliner Platzes bis hin zum Neubau des Busbahnhofes. 30 Jahre in einer Stadt kann man nicht so einfach wegwischen und aus diesem Grund fühle ich mich als Bottroper!
Hätte ich die Möglichkeit gehabt, eine passende und bezahlbare Wohnung in Innovation City Bottrop zu bekommen, wäre ich gerne dorthin gezogen. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Denn in Bottrop finde ich, ist alles etwas provinzieller als im hektischen und dreimal größeren Bochum, obwohl mir ein guter Freund einmal sagte, ich könne die Zeit nicht zurückdrehen und solle doch in Bochum glücklich werden. Inzwischen habe ich mich auch wieder prima eingelebt, ich bin im Ruhrgebiet und das war ja das wichtigste für mich gewesen und Bottrop erreicht man via Autobahn in zwanzig Minuten. So lange habe ich ja fast gebraucht, um die 12 km von Neustadt/Wied nach Waldbreitbach zu meiner Arbeitsstelle zurückzulegen.
Bottropbaer ist mein Markenzeichen, es begleitet mich in allen Foren, sozialen Netzwerken und E-Mail Adressen. Ich lebe zwar in Bochum, werde aber immer im Herzen Bottroper sein und bleiben. Aus diesem Grund habe ich auch die Handlung meines in Arbeit befindlichen Romans nach Bottrop verlegt. Dorthin, wo ich als Kind aufgewachsen bin - im Schatten des Bunkers.
Mit fünf Jahren aus der DDR übergesiedelt, wuchs ich am Eigener Markt auf. Erst auf der Ernst-Moritz-Arndt-Strasse - dort haben meine Großeltern gewohnt, die sich um mich gekümmert haben, wenn meine Mutter zur Arbeit ging - danach auf der Vienkenstrasse. Früher, da war ich so ziemlich das einzige Kind in unserer Ecke, viele alte Menschen um einen herum und die achteten peinlichst genau darauf, dass zwischen 13 und 15 Uhr Mittagsruhe eingehalten wurde und das Spielen auf dem Rasen ging zu der damaligen Zeit schon mal gar nicht. Heute leben viel mehr Kinder dort und wenn ich aus Spaß mal wieder durch mein altes Revier ziehe, dann merke ich schon, wie viel sich im Laufe der Jahre verändert hat.
Während ich in der DDR regelmäßig in einen Ganztageskindergarten ging, blieb ich nun nach unser Übersiedlung daheim. Ich verbrachte viele Stunden in der Waschküche des AWO Altenheimes an der Bügelstrasse, dort wo meine Mutter arbeitete, bis sie von dort herausgeholt und in die Pflege gesteckt wurde. Dort begann ihre Karriere als Altenpflegerin, 1981 legte sie ihre Examen ab, während ich 1976 in der Rheinbabengrundschule eingeschult wurde.
Veränderungen begleiten unser Leben: Die neueste Veränderung ist der Abriß der Hochhäuser am ehemaligen Rodelhügel hinter an der Börenstrasse, Ecke Tourcoingstr. Dort haben wir im Winter viel Spaß gehabt, viele meiner ehemaligen Klassenkameraden aus der Grundschule lebten in den Hochhäusern. Nun werden sie dem Erdboden gleich gemacht, um Platz für modernere Wohnhäuser zu schaffen. Auch dies ist eine wichtige Randnotiz für meine Recherchen zu meinem Roman.
Von 1999 - bis Anfang 2006 lebte ich 7 Jahre in Kirchhellen, obwohl die Kirchhellener eigentlich gar nicht Bottroper genannt werden wollen - sie sind Kirchhellener und das allein zählt für sich. Da sie allerdings mit dem Nikolausurteil 1976 Bottrop zugesprochen worden sind und damit ihre Eigenständigkeit verloren haben, sind sie in meinen Augen auch Bottroper. Aber ich würde niemals wagen, mit einem Kirchhellener darüber zu streiten, denn ich würde garantiert den Kürzeren ziehen und deswegen bin ich der Meinung, jeder soll an das Glauben, was er meint!
Ein besonderer Verfechter war mein ehemaliger Arbeitskollege bei der TVE und ehemals guter Freund Dr. Klaus Rammert. Er sah sich immer als Kirchhellener und man konnte ihn so wunderbar damit ärgern, wenn man ihn Bottroper nannte. Er versuchte auch stets den Weg nach Bottrop zu meiden, erledigte viele Dinge im Dorf und nur wenn es sich nicht vermeiden ließ, machte er sich auf den Weg in die Stadt - ins Feindesland. Übrigens war sein Vater langjähriger Schuldirektor am Josef-Albers-Gymansium. Aber das nur mal so am Rande angemerkt ...
Dem Ruhrpott seine eisernen Regeln lauten:
1. Maloche wird hier großgeschrieben
2. Entweder Blau-weiß oder Schwatt-gelb
3. Rot-weiß nur bei Currywurst!
4. Pilsken von Veltins oder Fiege! Alles andere is Plörre
5. Zechen heißt hier nicht nur saufen.
6. A40 nur wenne Zeit hast!
Es gibt auch nur drei Orte in meinem Leben, wo ich sagen kann, hier fühle ich mich wohl, hier kann ich sagen, ich komme nach Hause. Das ist einmal Guben, dort wo ich das Licht der Welt erblickte, dann natürlich Bottrop und Wien. Letztere ist einfach eine unglaubliche Stadt - der Hauch der Geschichte begegnete dir auf Schritt und Tritt und ich habe bereits sechsmal die Gelegenheit gehabt, dort Urlaub zu machen. Es gab sogar meinerseits Überlegungen, Deutschland den Rücken zu kehren und nach Österreich zu gehen, denn dort gab es interessante Jobangebote.
Ein Kumpel von mir hat diesen Schritt 1992 gewagt und er fühlt sich in der Alpenrepublik sauwohl und immer wenn wir telefonieren, versucht er mich von den Vorzügen des kleinen Landes mit den rund 8 Millionen Einwohnern zu überzeugen. Irgendwann, wenn der schnöde Mammon mich überzeugt hat, kann es passieren, dass ich mein Bündel schnüre und mich auf den Weg in das Land von Sachertorte und K&K Monarchie mache. Inzwischen hat mein Kumpel auf beruflichen Gründen auch Österreich verlassen und lebt nun in München. Auch ich habe erst einmal meine Pläne für einen Wechsel nach Österreich auf Eis gelegt, aber das hat andere Gründe, die ich im Verlaufe des Textes noch erläutern möchte.
Meine Wurzeln habe ich nicht im Ruhrgebiet, sondern eher im Märkischen Sand des Landes Brandenburg. Wenn man einen jungen Baum verpflanzt, kann er sich an einer neuen Stelle gut weiter entwickeln. Auch wenn ich in Guben geboren worden bin, zieht es mich mehr ins Ruhrgebiet als dorthin, obwohl es da genauso liebe Menschen gibt, wie hier im Kohlenpott. Hier im Ruhrpott, zwischen Duisburg und Dortmund, hier wo das Herz Deutschlands pocht, hier fühle ich mich wohl. Ich bin kein echter Ossi, sehe mich eher als Wossi, als Wanderer zwischen den Ländern. Ich habe zuwenig mitbekommen, was in der ehemaligen DDR geschehen ist, mein Leben bestand aus Kindergarten und mit der Ur-Oma raus aufs Feld zu den Spargelhügeln zu fahren, mit ihr Hühner zu füttern, oder auf dem Friedhof das Grab ihres Mannes zu pflegen, meinem Großonkel Löcher in den Bauch zu fragen und sich über die Pakete aus dem Westen zu freuen. Aber geprägt wurde ich hier im Westen, im Pott.
Darf ich vorstellen: That`s me
Wir waren Helden!
Wenn du nach 1990 geboren wurdest, hat das hier nichts mit dir zu tun! Kinder von heute werden in Watte gepackt und wachsen behütet auf. So ganz richtig ist diese Aussage nicht mehr, denn nach der Schule bleibt für die meisten keine Zeit mehr für chillen, spielen und Kind sein. Das Turboabi, der Leistungsdruck der Gesellschaft verlangen dem Nachwuchs einiges ab und manch Schützling sitzt länger in der Woche in der Schule und über den Hausaufgaben, als die Eltern ihren Beruf nachgehen. Früher war das alles etwas anders und lockerer. Oder wie sagt Opa Hoppenstedt immer: Früher war mehr Lametta!
Wenn du aber als Kind in den 70er, 80er oder 90er Jahren lebtest, ist es zurückblickend kaum zu glauben, dass wir wirklich so lange überleben konnten! Als Kinder saßen wir in Autos ohne Sicherheitsgurte und ohne Airbags. Unsere Bettchen waren angemalt mit Farben voller Blei und Cadmium. Die Fläschchen aus der Apotheke konnten wir ohne Schwierigkeiten öffnen, genauso wie die Flasche mit Bleichmittel. Türen und Schränke waren eine ständige Bedrohung für unsere Fingerchen und auf dem Fahrrad trugen wir nie einen Helm. Wir tranken Wasser aus Wasserhähnen und nicht aus Flaschen. Wir bauten uns aus Kisten Seifenkisten und entdeckten während der ersten Fahrt den Hang hinunter, dass wir die Bremsen vergessen hatten. Damit kamen wir nach einigen Unfällen klar. Wir verließen morgens das Haus zum Spielen. Wir blieben den ganzen Tag weg und mussten erst zu Hause sein, wenn die Straßenlaternen angingen. Niemand wusste, wo wir waren und wir hatten nicht mal ein Handy dabei! Wir haben uns geschnitten, brachen Knochen und Zähne und niemand wurde deswegen verklagt. Es waren eben Unfälle. Niemand hatte Schuld außer wir selbst. Keiner fragte nach "Aufsichtspflicht". Kannst du dich noch an "Unfälle" erinnern?
Wir kämpften und schlugen einander manchmal grün und blau. Damit mussten wir leben, denn es interessierte die Erwachsenen nicht besonders. Wir aßen Kekse, Brot mit dick Butter, tranken sehr viel und wurden trotzdem nicht zu dick. Wir tranken mit unseren Freunden aus einer Flasche und niemand starb an den Folgen. Wir hatten nicht: Playstation, Nintendo 64, X-Box, Videospiele,64 Fernsehkanäle, Filme auf Video, Surround Sound, eigene Fernseher, Computer, Internet-Chat-Rooms, Smartphone und Mobiltelefone. Wir hatten Freunde!!! Wir gingen einfach raus und trafen sie auf der Straße und hatten uns auch noch was zu sagen. Wir brauchten keine Mobiltelefone um uns Kurznachrichten zu schicken, obwohl wir nebeneinander saßen, denn wir sprachen miteinander.
Wir marschierten einfach zu den anderen Heim und klingelten und wussten genau, dass wir sie nicht störten. Manchmal brauchten wir gar nicht klingeln und gingen einfach hinein. Ohne Termin und ohne Wissen unserer gegenseitigen Eltern. Keiner brachte uns und keiner holte uns...
Wie war das nur möglich? Wir dachten uns Spiele aus mit Holzstöcken und Tennisbällen. Wir bauten uns Höhlen und erlebten Abenteuer, ohne dass wir uns berieseln ließen. Wir hatten Fantasie! Wir aßen Würmer und die Prophezeiungen trafen nicht ein: Die Würmer lebten nicht in unseren Mägen für immer weiter und mit den Stöcken stachen wir auch nicht besonders viele Augen aus.
Beim Straßenfußball durfte nur mitmachen, wer gut war. Wenn du lang genug am Rand gestanden hast, dann wurdest du irgendwann aufgefordert mitzuspielen und wenn es nur als Balljunge war. Aber du gehörtest dazu!
Wer nicht gut war, musste halt lernen, mit Enttäuschungen klarzukommen. Manche Schüler waren nicht so schlau wie andere. Sie rasselten durch Prüfungen und wiederholten Klassen. Das führte damals nicht zu emotionalen Elternabenden oder gar zur Änderung der Leistungsbewertung, es gab kein Cyper Mobbing und Internet gab es nur Filmen. Es brauchte sich keiner das Leben nehmen, weil plötzlich die halbe Welt gegen einen war und man nicht wusste, warum. Man hatte nicht auf einmal 500 virtuelle Freunde, sondern nur ein paar Gute, auf die man sich verlassen und mit denen man auch Pferde stehlen konnte. Mit denen ging man dann durch dick und dünn.
Man wurde zwar ausgelacht, wenn man unmoderne Kleidung trug und man bekam eine Tracht Prügel von den Größeren, wenn es Meinungsverschiedenheiten gab oder man besonders frech war, aber trotzdem hörte man damit auf, wenn der andere am Boden lag und trat nicht einfach weiter auf denjenigen ein, bis der ins Krankenhaus musste und in Lebensgefahr schwebte.
Unsere Taten hatten manchmal Konsequenzen. Das war klar und keiner konnte sich verstecken. Wenn einer von uns gegen das Gesetz verstoßen hat, war klar, dass die Eltern ihn nicht automatisch aus dem Schlamassel heraushauen. Im Gegenteil: Sie waren oft der gleichen Meinung wie die Polizei! So etwas!
Unsere Generation hat eine Fülle von innovativen Problemlösern und Erfindern mit Risikobereitschaft hervorgebracht.
Wir hatten Freiheit, Misserfolg, Erfolg und Verantwortung. Mit alldem wussten wir umzugehen! Und du gehörst auch dazu?!? Herzlichen Glückwunsch !!!
geb. nach 1990 => So, jetzt wisst ihr Warmduscher das auch ;-)
geb. bis 1990 => WIR WAREN eben Helden
In den Augen vieler Menschen ist Bottrop keine Schönheit, für viele sogar nur ein Autobahnkreuz in Richtung Küste, dass jeden Morgen mit Staumeldungen im Radio erscheint, wenn es sich mal wieder an der Engstelle zwischen Kirchhellen und Kreuz Bottrop staut, weil die Leute sich zu spät entscheiden können, ob sie Richtung Oberhausen oder Hannover fahren wollen.
Dabei hat doch Bottrop so viel zu bieten: Moviepark, Quadrat und Albers-Museum, Skihalle und jede Menge Wald und Grünflächen. Auch wenn man bei Bottrop und den Ruhrpott automatisch an Dreck und rauchende Schornsteine denkt, gibt es auch hier die grüne Lungen, die Naherholungsgebiete vor der Haustür, die man prima mit dem Fahrrad erreichen kann. Schön, dass durch die Kulturhauptstadt Essen im Jahr 2010 sich viele Menschen davon überzeugen konnten, dass das Ruhrgebiet schon lange nicht mehr nur aus Schmutz und grauen Häuserfassaden besteht. Klar findet man diese Siedlungen immer noch, aber sie sind der Flair der Region und stille Zeugen der Geschichte des Bergbaus, der Kumpel und Malocher. Auf Kohle geboren, mit Stahl in den Adern - Bottrop ... Hier komm ich wech, hier ist mein Revier, hier lebt man!
Mir fehlt der schöne Wochenmarkt auf dem Berliner Platz bzw. in der Innenstadt, die Kirmes und natürlich der Rosenmontagsumzug. Der Pferdemarkt und das Stadtfest und die Freunde und Bekannte, die man zurückgelassen hat. Nun, nach meiner Rückkehr in den Kohlenpott sind die Entfernung von Bochum bis Bottrop nicht mehr soweit und einmal im Monat nutze ich die Gelegenheit zu einem Bummel über den Wochenmarkt, denn hier macht das Einkaufen noch Spaß, auch wenn Bottrop sicherlich nicht als die attraktive Einkaufsstadt gesehen werden kann. Das Hansa-Zentrum steht schon lange leer und wird nun 2012 endlich umgebaut. Es soll 2013 endlich wieder zu neuem Leben erweckt werden, mit Saturn als Ankergeschäft und viele anderen Geschäften (Adler z.B.). Nun aber verzögert sich dieses Vorhaben erneut, der Investor des Hansa Centers, so soll nach Fertigstellung genannt werden, ist pleite. Saturn hat auch erst einmal einen Rückzieher gemacht und in der Innenstadt steht nun eine moderne Bauruine. Mal schauen, wie lange noch...
Viele Ladenlokale in der Fußgängerzone stehen leer und alteingesessene Geschäfte mussten der in Richtung Centro abfließenden Kaufkraft Tribut zahlen und aufgeben. An ihrer Stelle rückten Billigläden, Ein-Euro-Shops, die sich wie Krebsgeschwüre in der Stadt ausbreiteten. Das neue Kauflandgebäude hat die schöne Kirmes, die zum Michaelismarkt und zu Karneval stattfindet, zerschnitten und ihr auch den gewissen Kick, das gewisse Etwas genommen. Der Kaufland und seine Tiefgarage, der neue ZOB und der umgestaltete Berliner Platz, das Spangengebäude zum Hansa-Zentrum, dass ist schon was besonderes geworden und ich wünsche der Stadt, dass auch endlich wieder dieser Charme in der Stadt Einzug hält, den ich als Kind und auch als Erwachsener genossen habe.
Aber ich gebe es auch offen zu - es gibt sicherlich in Deutschland das eine oder andere schönere Fleckchen Erde als Bottrop und den Kohlenpott. Es ist nicht die Stadt, es sind die Menschen, die dort leben und malochen. Der echte Ruhrpottler sagt Dir platt auf den Kopf zu, was er von Dir denkt, hält nicht mit der Wahrheit hinterm Berg und auch wenn es manchmal weh tut, hinterher ist wieder alles vergessen und man geht gemeinsam ein Bier trinken. Er trägt das Herz auf der Zunge und ist in vielen Dingen nicht so kompliziert, mit ihm umzugehen. Man darf nur eines nicht sein - nachtragend!
In vielen ähnlich sind uns auch die Berliner. Mit denen kann man auch sehr gut auskommen, besser als mit den Sturköpfen aus dem Westerwald. Als Ruhri bist du dort Verraten und verkauft.
Wenn man so wie ich das Ruhrgebiet wegen dem Arbeitsplatz 2005 verlassen mußte, weiss man nach kurzer Zeit was man verloren hat. Auch wenn ich mir mit meiner alten Wohnung so einwenig Ruhrgebietsfeeling aufgebaut habe, in unmittelbarer Nähe zur BAB drei sowie der ICE Trasse und der starkbefahrenen Kreisstrasse vor der Tür, es ist immer noch anders, wenn man in den Kohlenpott zurückkommt. Es ist so, als wenn man nach Hause fährt ...
2011 erfolgt nun die langersehnte und viel beschworene Rückkehr. Der Westerwald bleibt zurück als eine Lebenserfahrung. Auch dieses versuche ich in meinem Roman aufzuarbeiten, denn menschlich gesehen waren die Jahre im Exil - so sehe ich meinen Aufenthalt dort - eine schlimme Erfahrung. Geprägt von Misstrauen und Einsamkeit habe ich mich von den Menschen abgekanzelt, denn war ich stets bemüht, offen und ehrlich auf die anderen Mitbürgern zu zugehen, so war ich doch immer der Dumme. Ob als Helfer beim Heu für die Schafe einfahren, ob als Fahrer zum Flughafen, als Aushilfe am Zapfhahn beim Königsball eines Schützenvereins, stetig habe ich nur gegeben, aber nie dafür etwas zurückbekommen. Warum ich das getan habe? Um vielleicht akzeptiert zu werden, um dazu gehören zu dürfen. Aber es gibt im Westerwald ein ungeschriebenes Gesetz: Erst wenn man eine Oma auf dem Friedhof hat und dort geboren worden bist, gehörst du dazu. In kleinen Dörfern wird dies besonders gelebt. Siehe OVER...
Landschaftlich gesehen ist die Gegend in Waldbreitbach, Neustadt und Umgebung sehr schön. Die Luft ist um einiges besser, als hier bei uns im Ruhrgebiet. Allerdings ist diese Gegend auch sehr gewöhnungsbedürftig, vor allem für ein Stadtkind wie mich. Für jemanden, der die kurzen Wege zum Einkaufen schätzt, der muss auf dem Land komplett umdenken! Hier braucht man für alle Besorgungen ein Auto. Sei es nur für dein einfachen Einkauf oder den Arztbesuch. Alles muss logistisch durchdacht werden, um ja keine Fahrt doppelt zu machen. Hast du was vergessen, muß man den Wagen wieder aus der Garage holen und erneut ins Dorf runter fahren. Das ist ärgerlich, weil es mit Zeit und unnötigen Kosten für Sprit verbunden ist. Man entwickelt also Strategien, verschafft sich sogenannte eingefahrene Gleise und organisiert sich. Freitag nach der Arbeit auf dem Weg nach Hause grundsätzlich einkaufen, so dass man Samstags sich voll und ganz auf den Hausputz, den Sport oder sein Hobby konzentrieren konnte.
Mit der medizinischen Grundversorgung war alles bestens geregelt, aber wenn man zu einem Spezialisten überwiesen wird, dann muss man also gleich immer lange Strecken auf sich nehmen. Das nervte schon gewaltig.
Auch die Anzahl der Menschen, die sich hier tummeln ist im Vergleich zum Kohlenpott sehr gering: Hier gibt es Dörfer, die kaum 400 und noch weniger Einwohner haben, quasi soviel, wie jeden Morgen aus drei, vier Linienbussen am ZOB entsteigen. Hier gibt es allerdings auch nicht soviel Verkehr, kaum Ampeln und morgens auf dem Weg zur Arbeit trifft man im Gegenverkehr immer wieder die gleichen Leute. Berufspendler oder Eltern, die ihre Kinder zum Gymnasium oder Realschule nach Neustadt/Wied bringen. Fehlt mal einer, macht man sich gleich seine Gedanken.
Nach Waldbreitbach kommen am Wochenende viele Ruhrpottler. Sie haben entweder einen Wohnwagen auf dem Campingplatz oder ein kleines Wochenendhäuschen an der Wied. Ich habe die Kennzeichen auf meiner Laufrunde von Waldbreitbach nach Lache, von dort über Waldbreitbach nach Niederbreitbach und am Campingplatz die Schleife zurück zum Sporthotel in Waldbreitbach, gesehen. Oberhausen, Bottrop, Duisburg. Ein Stück Heimat ganz nah - und wenn es nur die Autokennzeichen waren, die Sehnsüchte hervorgerufen haben.
Es ist schon ein Kulturschock, wenn man aus einer Stadt mit knapp 118.000 Einwohnern plötzlich in einen kleinen Ortsteil der Gemeinde Waldbreitbach mit 200 Einwohnern kommt. Man muss sich gehörig umstellen, denn während man in der Stadt doch ziemlich anonym wohnt, ist es meist in einer sehr kleinen Gemeinde so, dass die Leute bereits mehr über dich wissen, als du über sie. Der Möbelwagen steht vor dem Haus und ist noch nicht einmal ganz ausgeladen, da bist Du schon in Over bekannt wie der sprichwörtlich bunte Hund. Man weiss, wo du arbeitest und du bist nicht der Herr Naumann, sondern nur der von Hegewald. Kurz, der Mietling oder der Zugezogene. Man gehört jedenfalls nicht dazu. Das ändert sich erst an dem Tag, an dem du eine Oma auf dem Friedhof oder wenigstens eingeheiratet hast. Du wirst zwar freundlich gegrüßt, man wird aber trotzdem irgendwie das Gefühl nicht los, dass hinter deinem Rücken mehr erzählt wird, als es über einen zu berichten gibt. Auch das versuche ich in meinem Roman aufzuarbeiten. In diesem Fall aus der Sicht des Hauptkommissars der mit seinen Sohn nach über zwölf Jahren aus Waldbreitbach zurück in seine Heimat Bottrop kommt und sich sofort wieder heimisch fühlt und während es seinem Sohn umgekehrt so ergeht, wie dem Kommissar viele Jahre zuvor. Die Rollen vertauscht. Aber der Junior findet überraschend schnell einen guten, neuen Freund und mit ihm rutscht er schneller in Abenteuer hinein, als ihm lieb ist.
Rückkehr
Nach drei Jahren entschloß ich mich 2009, es wäre besser sich aus dem Focus der Nachbarschaft zu entziehen und die Wohnung aufzugeben und ein paar Kilometer weiter mich neu niederzulassen.
Auf die Frage meines Bettnachbarn im Augusta-Krankenhaus zu Bochum, ob ich im Leben schon Fehler gemacht habe, habe ich ohne nachzudenken gleich unumwunden zugeben, dass es schon einige waren. Darauf gehe ich in dieser Homepage auf den verschiedenen Seiten, Tagebuch, Laufbahn und über mich im Einzeln noch einmal ein. Kein Mensch ist perfekt, auch ich nicht. Mein größter Fehler war sicherlich, dass ich damals dem Ruf der Firma Hegewald gefolgt bin und in den Westerwald ging. Dieser Wechsel hat mich einige Freundschaften gekostet, sehr viel Geld und sicherlich auch Nerven. Ich bin aus Over weggezogen, weil ich mit der Scheinheiligkeit mancher Menschen, ihrer falschen Art, nicht mehr zurecht gekommen bin. Mein Fehler ist, dass ich die Wahrheit sage. So habe ich das auch in Over getan, als mal wieder über meinen Arbeitgeber hergezogen wurde. Ein lieber Kollege hatte auf seinen Weg nach Hause eine Katze überfahren und nun begann die Hexenjagd auf die Raser von Hegewald. Das kann ich doch nicht so einfach akzeptieren und aus diesem Grund meinte ich, wenn ich von jedem Overaner einen Euro bekommen würde, der zu schnell durch den Ort fährt, dann bräuchte ich nicht mehr Arbeiten zu gehen. Damit hatte ich mich mit einem Mal zum unbeliebtesten Menschen des Ortes gemacht. Aber egal, ich wollte eh weg.
Ärger hier und da: Das Haus von meiner Vermieterin war nach außenhin toll, doch im Winter zog es, weil die Fenster nicht dicht waren und ständig fiel die Heizung aus. Der Wassertank war nur für eine Familie ausgelegt und wenn jemand im Haus duschte, verbrauchte er das gesamte warme Wasser. Die Sat-Anlage konnte nicht alle Sender empfangen, weil sie einfach nicht auf dem neuesten Stand der Technik war und die Vermieterin auf dem Standpunkt, als Mieter hätte ich eh keinen Anspruch darauf, Premiere zu empfangen. Aber das nicht einmal Pro7 ging ...
Als ich auszog gab es Streit, weil meine Umzugsfirma beim Einzug die Deckenpaneele beschädigten. Meine Haftpflicht zahlte, am Ende stellte sich aber raus, die Frau hat ihre Enkelin einziehen lassen und nichts verändert. Einfach nur Abzocke. Aber trotzdem war ich irgendwie erleichtert, als ich Over den Rücken kehrte. Ich musste zwar täglich auf meinem Weg zur Arbeit durch das Dorf durch, aber das störte mich herzlich wenig. Ich brauchte nicht mehr dort leben, dort, wo die Fliegen in der Überzahl waren, weil der Bauernhof gleich in der unmittelbaren Nachbarschaft war und der Sohn des Bauern genauso viel Verstand in der Birne hatte, wie seine Kühe. Schnell weg, hieß es, wenn er kam und dich in ein Gespräch verwickeln wollte. Der konnte einem ein Schnitzel an die Backe quatschen ...
In Hombach bin ich nicht mehr der von Hegewald, sondern der Herr Naumann! Es interessiert keinen, was ich beruflich mache, ich werde freundlich gegrüßt und jeder geht seiner Wege! Klar, wird hier sicherlich auch hinter meinem Rücken geredet, aber das gibt es überall, denn es kann der Frömmste nicht im Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt! Doch auch die anfängliche Harmonie war nur eine Fassade, die schnell zu bröckeln begann. Als ich meinen Mietvertrag unterschrieb, fragte ich den Besitzer des Hauses, ob er beabsichtigen angesichts seines Alters alsbald zu verkaufen. Dies verneinte er, doch in Wahrheit war er bereits zu diesem Zeitpunkt mit meinem Vormieter über den Verkauf des Hauses einig gewesen. Zum 01. Juli 2009 wurde es offiziell.
Mit dem neuen Besitzer kam ich am Anfang gut aus, denn er hatte ja in mir einen Doofen gefunden, der die Straße wöchentlich fegte - hier gibt es keine Straßenreinigung wie im Pott -, der im Winter wie ein Geisteskranker den Schnee wegschaufelte und ihm sogar noch in der Nacht geholfen hatte, als er mit seinem Auto auf dem Hof festsaß. Als Dank dafür hat er mich nach meinem Auszug verklagt, auf 2.500,00 Euro Renovierungskosten und selber die Kaution einbehalten. Ich hätte mich gleich auf mein dummes Gefühl verlassen sollen, als er als neuer Eigentümer vorgestellt wurde. Man sagte mir, ich wäre kreidebleich geworden, als es bekannt wurde und ich gebe ehrlich zu, ich habe von Anfang an ein schlechten Eindruck von dem Mann gehabt. Heute weiß ich auch warum. Er hat sich als Rudolf B. ausgegeben, einem Politiker im Wahlkampf Kindesmissbrauch nachgesagt und damit Rufmord begangen. Am Ende kamen sie ihm auf die Schliche und ob er sich nun dafür verantworten muss, oder nicht, kann ich leider nicht sagen. Aber eines muss ich ihm klar absprechen - das Talent als Hausbesitzer. Die Mieter, die er sich in der Zeit, wo ich dort gewohnt habe, wie Läuse ins Pelz gesetzt hatte, spricht von wenig Menschenkenntnis. Die einen blieben von vornherein die Miete schuldig, der andere raucht und steht im Verdacht, einem das Dach über den Kopf anzuzünden und die Dritte kann ebenfalls nicht bezahlen, weil das Amt ihr den Umzug in das Haus nicht erlaubt hat. Aber ich, der ehrlich ist, der soll nun für seine Dummheiten herhalten. Ich glaube, er hat bis auf den rauchenden Wirrkopf alle vor Gericht gezerrt. Mit Erfolg? Eher unwahrscheinlich.
Kurz nach meinem Einzug musste ich mich erst einmal durchsetzen. In den ersten Abenden wurde meine Wohnung Ziel von Angriffen mit Schneebällen. Ob die mir wirklich gegolten haben, bezweifele ich. Denn ich habe niemanden etwas getan, bei meinem Vormieter sah die Sache vielleicht etwas anders aus. Aber egal, mit meinem Baseballschläger bewaffnet trat ich vor die Tür und das machte bei den Jugendlichen schon Eindruck. Von da an waren die Fronten geklärt und diejenigen, die meine Wohnung mit den Schneebällen unter Feuer nahmen, grüßten später auffällig freundlich.
Im Nachgang bleiben ausschließlich schlechte Erinnerungen an den Westerwald zurück. Es gibt viele Geschichten über meine Kollegen, die mit meiner offenen Art so gar nicht zurecht gekommen sind. Hier wurden hinter deinem Rücken Intrigen gesponnen, worüber so mancher Autor in einer Daily Soap glücklich gewesen wäre. Viele Dinge kamen erst im Nachhinein ans Tageslicht und ließen die Beteiligten sehr dumm dastehen. Bekräftigte es doch letztendlich damit meine Meinung, die ich vom ersten Tag an über diese Menschen gehabt habe. Die Leute waren nicht das, was sie gerne sein wollten. Wenn man dich brauchte, warst du ihr bester Freund, ihr Verbündeter, aber wenn du deinen Dienst getan hast und du für sie nichts mehr wert warst, zeigten sie ihr wahres Gesicht. Ob Prokurist oder einfache Kollegin, sie versuchten jegliche Arbeit und Verantwortung auf andere abzuwälzen. Negative Erfahrungen macht man in jeder Firma, aber so permanent wie im Westerwald, habe ich es noch nie erlebt. In den ersten Tagen habe ich oft mit den Tränen gekämpft und nun, wo ich auf diese Zeit zurückblicken kann, muss ich ehrlich gestehen, dass es der größte Fehler meines Lebens gewesen ist, damals nach der Insolvenz der TVE in Waldbreitbach anzufangen. Hätte ich vielleicht abgewartet, hätten sich auch für mich andere Perspektiven und Möglichkeiten ergeben.
Auch das soziale Umfeld passte nicht. Man wollte nicht, dass man mitspielte. Der Zugezogene, der Mietling, der wurde nicht zu den Veranstaltungen eingeladen. Man akzeptierte dich nicht in der Dorfgemeinschaft und deswegen ziehe ich heute auch wieder die Anonymität der Großstadt vor. Ich habe meine eigene Art mit der Vergangenheit umzugehen und wenn ich wieder Ruhe und Zeit habe, alles wieder in normalen Bahnen läuft, werde ich auch diesen Lebensabschnitt in Schriftform verarbeiten.
Mein Umzug nach Bochum stand auch unter keinem guten Stern. Er war begleitet von vielen Fehlentscheidungen, Ärger, Streß und Streitigkeiten.
Der erste Fehler war, dass ich meine Bankgeschäfte über die Commerzbank abwickeln wollte. Ständig wurden Überweisungen nicht ausgeführt, weil mein Gehaltseingang bis zu fünf Tage nach dem Ersten des Monats erfolgte. Die Bank erklärte stets, dann müsste mein Arbeitgeber entweder das Geld früher überweisen oder sich halt eine andere Bank suchen. Mein Arbeitgeber soll die Bank wechseln? Wie sind die denn drauf? Nur weil das Geld bei denen komplett über Frankfurt läuft und damit gearbeitet wird, müssen sich andere Leute anpassen? Am Ende des Jahres habe ich diesen Fehler erst einmal korrigiert und bin zur Sparkasse gewechselt.
Fehler zwei war, dass ich meine Möbel bei Poco gekauft habe. Nicht nur das ein falscher Schrank geliefert und aufgebaut wurde, nein die Möbel waren beschädigt und mussten letztendlich auf Kosten des Spediteurs ausgetauscht werden. Aber bis dahin vergingen auch noch einmal zahlreiche Monate, so dass dieses Kapitel erst im Sommer abgeschlossen werden konnte.
Fehler drei war meine Wohnungssuche. Das was ich mir vorstellte war nicht bezahlbar und das, was ich mir hätte leisten können, gefiel nicht. Zu guter Letzt sind wir einen Kompromiß eingegangen, mit dem ich nicht ganz glücklich bin. Aber das wusste ich vorher ja noch nicht, denn am Anfang sah meine Wohnung als die perfekte Lösung aus. Aber da war ich ja noch nicht eingezogen ...
Mein ehemaliger Vermieter nutzte unterdessen meine Abwesenheit unter der Woche, um meine Wohnung genauer in Augenschein zu nehmen und Plakate an die Fenster zu kleben, mit denen er bereits nach einem Nachmieter suchte. Als ich am Wochenende nach Hombach kam, wäre ich beinahe ausgetickt, als ich das gesehen habe. Wie dreist ist das denn? Einfach die Fenster zu verkleben, obwohl die Wohnung noch komplett eingerichtet ist. Ehrlich gesagt, hätte ich damals im Oktober 2008 gewusst, zu welchen Nachteil sich das Haus unter neuen Besitzer entwickelt, ich wäre damals nicht dort eingezogen, hätte von einer Unterschrift unter dem Mietvertrag abgesehen. Aber da habe ich mich auch von zwei ehemaligen Arbeitskolleginnen beeinflußen lassen, die meinten, dass der Besitzer niemals verkaufen würde. Aber sag niemals nie ...
Anfang April kam dann der lang geplante und ersehnte Tag. Aber wenn man meint, drei Monate Vorlauf für einen Umzug reichen aus, dann hat man sich getäuscht. An diesem Tag ging nämlich so fast alles schief, was auch nur daneben gehen konnte. Angefangen von der Anzahl der Helfer bis zur festgelegten Abfahrtszeit - nichts war so, wie besprochen.
Eigentlich wollte ich bereits morgens um sieben den LKW verladen, die Leute waren auch so bestellt und unter ihnen sollten auch Schreiner sein, die beim Aufbau in Bochum alles wieder in kürzester Zeit zusammengezimmert bekommen. Aber von den zugesagten sechs Mann kamen nur fünf Mann, was allerdings nicht weiter zu einem Problem werden würde, denn ich konnte ja ebenfalls mit anpacken. Das ärgerliche war, der LKW kam erst um acht Uhr und von den Schreinern war auch weit und breit nix zu sehen. Sie hatten meinen Auftragnehmer kurzerhand auf den Pott gesetzt und so mussten sie aus einer Not heraus improvisieren.
Eigentlich wollte ich am späten Vormittag schon in Bochum sein, doch wir kamen erst nach zehn Uhr in Hombach weg, gerieten auf der A 3 in einen langen Stau und verloren so wieder wertvolle Zeit, die uns nach hinten raus fehlte. Vor Ort entluden wir mit vereinten Kräften unorganisiert den LKW, mit dem Ergebnis, dass das Fahrzeug zwar leer war und nun die Arbeitsplatte vom Baumarkt abholen konnte, doch wir hatten auf der anderen Seite kaum noch Möglichkeiten sich in der Wohnung zu bewegen. Dadurch mussten Umzugskisten öfters angefasst werden als beabsichtigt und die Aufbauarbeiten der Möbel verzögerten sich um einiges. Da ich die meisten Möbel neu angeschafft hatte, brauchte nur das Schlafzimmer, die Küche und ein paar Dinge im Korridor aufgebaut werden. Ich stelle mir gerade vor, wir hätten als mitgebracht - ich würde noch heute im Chaos leben.
Die Leute, die den LKW mitbrachten, mussten abends zurück, die beiden Firmeninhaber übernahmen den Küchenaufbau mit dem Ergebnis, dass die Küchenschränke nicht so gestellt werden konnten, wie wir es eigentlich vorher geplant hatten. Am Ende musste der Kühlschrank neben dem Herd aufgestellt werden, damit Waschmaschine und Spülmaschine ebenfalls in die Zeile eingefasst werden konnten. Die Arbeiten dauerten mehrere Tage, darunter auch ein Montag, was meine Nachbarschaft auf den Plan rief und um 21:00 die Einstellung der Arbeiten forderte. Von da an begann ein abgekühltes Verhältnis, dass sich auch bis zum heutigen Tag nicht geändert hat. Denn in unserem Haus wird von manchen Leuten mit zweierlei Maß gemessen - andere können noch bis 22:00 bohren und hämmern, aber der Neue darf das nicht. Aber ich bin in solchen Fällen extrem nachtragend und vergesse soetwas nicht. Es kommt auf eine große Liste und am Ende wird die Rechnung aufgemacht ...
Irgendwann standen die Möbel, aber die Küche konnte nicht angeschlossen werden. Dafür musste dann eine andere Firma anrücken, die dieses innerhalb kürzester Zeit erledigte. Fazit: Sollte ich noch einmal umziehen, buche ich das absolute Wohlfühlpaket, mache eine Zeichnung, wie ich alles aufgestellt haben will, pack meine Koffer und verpiss mich. So ein Umzug will ich niemals mehr mitmachen, obwohl die ausführende Firma sehr bemüht und freundlich waren. Aber was können sie auch dafür, wenn die wichtigsten Leute sie so erbärmlich im Regen stehen lassen. Fehler Nummer vier war, dass ich bei Unitiymedia HD-Fernsehen bestellte. Erst kam gar keine Reaktion, dann stellte man fest, dass ich kein HD empfangen kann und zu guter Letzt blieb nix anderes als normales Fernsehen via Digital als Alternative übrig. Ich kann ja noch nicht einmal über DVB-T Fernsehen schauen, weil ich keinen Empfang habe und so bleibt im Arbeitszimmer die Röhre schwarz. Das war auch so nicht geplant, denn es strampelt sich doch besser mit Fernsehen, als ohne. Ja und ich dachte immer, ich bin vom Land in die Stadt gezogen, um damit keine Probleme mehr zu haben. Manchmal ist auch eine Großstadt die tiefste Provinz ...